Lehrermangel: Elternvertreter übergeben 50.000 Protest-Postkarten an das Kultusministerium

Es ist mehr als nur Symbolpolitik: Die rund 50.000 Postkarten, die Elternvertreter aus ganz Niedersachsen an Kultus-Staatssekretärin Gaby Willamowius aus Protest gegen die schlechte Unterrichtsversorgung überreicht haben, sind Spiegelbild der Stimmungslage an den Schulen.

 

Hannover. Saskia Döhner, HAZ 

Hannover. „Ich hatte seit fünf Jahren keinen Kunstunterricht“ steht auf einer Postkarte, „Ganztag sollte länger als halbtags sein“ oder „Ausfall ist der Regelfall“ – mehr als 50.000 Protest-Postkarten von gut 50 Schulen landesweit haben Elternvertreter von der Initiative Unterrichtsversorgung am Donnerstag mit Lastenrädern zum Kultusministerium in Hannover transportiert und gebündelt an Kultus-Staatssekretärin Gaby Willamowius übergeben. Mit der Aktion protestieren Eltern und Schüler gegen den Lehrkräemangel und die schlechte Unterrichtsversorgung in Niedersachsen. Schüler berichten, dass sie jahrelang keinen Chemie- oder Physikunterricht hatten, weil Fachlehrer fehlten. Sie bemängeln Unterrichtsausfälle von 15 Wochenstunden und die Zusammenlegung von Lerngruppen aus Personalnot.

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"Das Thema muss endlich Chefsache werden", sagt Elke Schwägerl von der Integrierten Gesamtschule (IGS) Linden in Hannover. Diverse Landesregierungen hätten sich in den vergangenen Jahren nicht genügend um Lehrkräegewinnung gekümmert. Entstanden war die Idee für die Postkartenaktion an der IGS Linden, wurde aber schnell von anderen Schulen, längst nicht nur Gesamtschulen, aufgegriffen. Denn Unterrichtsausfall, weil Pädagogen fehlen, ist schulformübergreifend seit Langem ein Dauerproblem.

„Postkarten notfalls an Nachfolger übergeben“

Das Problem werde bleiben, auch wenn der Kultusminister wechseln sollte, sind die Elternvertreter überzeugt. Auf einigen Postkarten sei ausdrücklich vermerkt worden, dass Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sie bitte an seinen etwaigen Nachfolger oder seine Nachfolgerin übergeben möge, erzählen sie. Die Postkarten drückten aber den Frust der Schüler und die Sorgen der Eltern aus, die sich durch das ganze Land zögen.

Nicht immer geht es um Lehrermangel auf den Postkarten, manchmal auch um Probleme, die eigentlich Sache des Schulträgers sind. So hatten sich einige Schüler beschwert, dass sie seit Jahren auf Baustellen lernen müssten. Seit vier Jahren sei der Schule ein Neubau versprochen worden, habe ein Kind geschrieben, aber fertiggestellt sei der immer noch nicht, berichten die Elternräte. Nötig sei dringend ein konzertiertes Landes- und Bundesprogramm gegen den Sanierungsstau bei den Schulgebäuden, sagt Anette Breindl, Elternvertreterin an der IGS Linden.

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Kultusministerium: 3000 Lehrkräfte zusätzlich eingestellt

Den Vorwurf, das Thema Lehrermangel einfach ausgesessen zu haben, lässt Staatssekretärin Willamowius nicht auf sich sitzen. Eine gute schulische Bildung brauche heute sowohl Lehrkräe als auch pädagogische Mitarbeitende. „Das Land unternimmt viel, um die Schulen auskömmlich auszustatten.“ Seit Beginn der Legislaturperiode seien mehr als 3000 Lehrkräe zusätzlich eingestellt worden. Der Kultusetat sei deutlich erhöht worden – auf 7,7 Milliarden Euro. Man habe den Quereinstieg vereinfacht, die Schulsozialarbeit finanziert und ausgebaut und mit mittlerweile 17.000 pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei den multiprofessionellen Teams einen absoluten Höchststand erreicht.

Willamowius nimmt aber auch das Gesprächsangebot der Eltern an, gemeinsam kritisch-konstruktiv über weitere Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren: „Wir ziehen hier am gleichen Strang, und ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam auch weiterhin viel bewegen können.“

Am Mittwochabend hatten knapp 2000 Schulbeschäigte bei einer Demonstration der Gewerkscha Erziehung und Wissenscha (GEW) gegen die Personalnot protestiert. GEW-Chef Stefan Störmer sagte, die neue Regierung müsse künig jährlich eine Milliarde Euro mehr bereitstellen, um den Personalmangel durch höhere Ausbildungszahlen mittel- und langfristig zu beheben: „Die Dauerüberlastung macht das verbliebene Personal krank.“

Hier geht es zum Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung 

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