Brigitte Naber verabschiedet sich

Unsere Schulleiterin verabschiedet sich von der Schule und von ihrer Berufstätigkeit. Wir wünschen Brigitte Naber alles Gute für ihre Zukunft und veröffentlichen hier die Rede vom 15. Juli 2021.

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ABSCHIEDSREDE VON BRIGITTE NABER

„So bunt kann gelb sein!“ – so hätte auch das Motto meiner Verabschiedung am vergangenen Donnerstag lauten können. Mit einem vielfältigen Programm aus buntem Blumenspalier mit fröhlichem Tanz, guten Reden, bunten Bildern, Hörgenuss pur und schließlich einem Film über den „Fall Naber“ habt ihr mich überrascht und auf eine Reise durch meine beruflichen Stationen und Aufgaben mitgenommen. Eure Beiträge haben mich emotional berührt, zum Schmunzeln gebracht und mit Dankbarkeit erfüllt. Danke für diese Form der Wertschätzung am Ende meiner Berufstätigkeit!

Bunte Vielfalt ist nur durch kreative, engagierte Kolleginnen und Kollegen, starke Schülerinnen und Schüler und unterstützende Eltern möglich. Euch gelingt es, einzeln oder gemeinsam im Team, Schätze zu heben. Schätze, die wir heute im offenen Anfang des Primarbereichs beim Ankommen erleben durften, in der Darstellung des „Falls Naber“ und immer wieder bei exzellenten musikalischen Beiträgen, wie dem heutigen, den ihr mir geschenkt habt.

Zu den Schätzen gehört z.B. auch die Schülerband „Missing Link“, die ihren Ursprung in der ersten Band des Primarbereichs hat. Die „Primarten“ haben schon als Drittklässler den Saal mit mehr als 200 Menschen selbstbewusst gerockt. Beeindruckend! Daher freue ich mich besonders, dass diese Schüler*innen, die mittlerweile in der Sek I sind, heute spielen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Schülerinnen und Schüler, herzlichen Dank für dieses tolle Programm, das ihr zusätzlich zum Unterricht vorbereitet habt!

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch für das große Vertrauen, das ihr mir in den vergangenen acht Jahren entgegengebracht habt. In schwierigen Situationen konnte ich mich auf eure Professionalität und Charakterstärke verlassen. Stellvertretend für alle gilt mein Dank einer Kollegin, die in einer für die Betroffenen schwierigen Situation die Nerven bewahrte, ganz in ihrer professionellen Rolle blieb und mir ihr Vertrauen schenkte. Nur so konnten wir gemeinsam diese Herausforderung meistern.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, euch gelingt es, Schätze zu heben und junge Menschen zu mutigen Menschen zu bilden, die bereit sind, für ihre Meinung einzutreten. Als ich vor acht Jahren in meiner ersten Woche als Schulleiterin der IGS Roderbruch durch die Klassen ging, mich vorstellte und fragte, was die Schülerinnen und Schüler an der IGS Roderbruch am meisten schätzen würden, antwortete ein Schüler: „Die Lehrer!“ – wohl das größte Kompliment, das man uns als Lehrkräften machen kann. Eine gute Beziehungsebene ist immer die Basis guten Lernens.

Beeindruckt hat mich auch die von unseren Schülerinnen und Schülern im Februar 2019 ohne unser Wissen organisierte Demonstration gegen Lehrer denunzierende Online-Portale. Die ca. 400 Teilnehmer sprachen sich für mehr Toleranz und Meinungsfreiheit aus und forderten eine mehrperspektivische politische Bildung ein. Als Redner während der Abschlusskundgebung auf dem Kröpcke konnten unsere Schülerinnen und Schüler Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne gewinnen. „Ich möchte mündige Schülerinnen und Schüler in unseren Klassenräumen sehen, deshalb bin ich heute gekommen“, sagte er.

Auf der anderen Seite haben unsere Schülerinnen und Schüler aber auch den Mut, uns Lehrkräften im Bedarfsfall den Spiegel vorzuhalten und uns an das Leitbild unserer Schule zu erinnern.

Schülerinnen und Schüler der IGS Roderbruch sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung durch die Wahrnehmung von Ämtern in der Stammgruppe oder im Schulsanitätsdienst oder auch dadurch, dass sie sich immer wieder für gesellschaftlich relevante Themen wie z.B. eine „Schule ohne Rassismus – eine Schule mit Courage“ einsetzen. Unsere Schüler zeigten– anders als die UEFA – Flagge und setzten mit den im Schulgebäude ausgehängten Regenbogenfahnen sichtbar ein Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz.

Einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe leistet seit 2015 der Schülerblog „YellowPost“ unter Leitung von Melanie List. Mutig führen Schüler*innen Interviews mit politischen Entscheidungsträgern oder Medien-Profis wie z.B. Sabine Rückert, stellvertretender Chefredakteurin der ZEIT. Zu Recht ist der Schülerblog 2020 schon zum zweiten Mal mit dem Jugendpressepreis ausgezeichnet worden.

Ich bin stolz auf diese Schülerinnen, die sich eine Meinung bilden und dafür auch eintreten. Ich bin stolz auf eine Schule, in der es den Lehrkräften gelingt, Schätze zu bergen, Stärken zu entdecken und Raum zu geben, diese weiter zu fördern.

Dies gelingt uns nicht nur mit einem Finger an der Hand. Die Zertifizierungen der vergangenen fünf Jahre zeigen, dass wir unseren Schülerinnen und Schülern die ganze Hand anbieten: Europaschule und Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, Umweltschule Europa und MINT-freundliche Schule, SCHULE:KULTUR!, Sportfreundliche Schule, Berufs- und Ausbildungsfreundliche Schule.

All das ist nur möglich, weil ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen, bereit seid, euren Schülerinnen und Schülern ein Angebot zu machen, das über den Unterricht hinausgeht. So ermöglicht ihr unseren Schüler*innen den letzten Wochen vor den Sommerferien eines anstrengenden Corona-Schuljahres noch die Teilnahme an attraktiven Projekten, die den Horizont über Schulgrenzen hinaus erweitern. Ich denke an:

  • Die Akademie der Spiele mit dem 8. Jahrgang – einem mit dem Kulturkometen ausgezeichneten Kooperationsprojekt mit den Herrenhäuser Gärten.

  • Das Q-IGS Sportcamp auf Langeoog mit Schüler*innen des 9. Jahrgangs

  • Berufsorientierungstage in den Jahrgängen 9 und 11

    und andere Aktionen in der Aktionswoche.

Eines meiner Highlights außerunterrichtlicher Angebote war der Kanada-Austausch, den die Schule seit mehr als 20 Jahren pflegt. Austausche wie diese erweitern unseren Horizont. In einer Zeit, in der zunehmend nationalistisch gedacht wird, müssen Austausche wie diese unbedingt weitergeführt und ausgebaut werden.

Dass die Identifikation unserer Schülerinnen und Schüler mit dem Gelben Haus der hellen Köpfe hoch ist, wird auch dadurch deutlich, dass immer wieder ehemalige Schülerinnen oder Schüler während oder nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium an die IGS Roderbruch zurückkehren, um hier in anderer Funktion zu arbeiten. Dazu gehören z.B. Jana Wolter und Toni Zahaj.


Doch nicht nur bei den Schülerinnen und Schüler ist die Identifikation mit unserer Schule hoch. Von den Kolleginnen und Kollegen, die ich in den vergangenen acht Jahren verabschiedet habe, waren etliche mehr als 40 Jahre an der IGS Roderbruch tätig. Das spricht für die Schule! Mit der Einstellung von 87 neuen Kolleginnen und Kollegen in acht Jahren und 103 Lehrerinnen und Lehrern, für die ich in dieser Zeit die Bewährung feststellen durfte, ist der Generationenwechsel jetzt abgeschlossen. Mit Matthias könnt ihr eure Schule der Zukunft nun gemeinsam aufbauen. Leitbild könnte das im Rahmen der 40-Jahr-Feier entstandene und im Foyer ausgehängte Netzwerkbild sein.

Gute Pädagogik verdient auch Wertschätzung durch angemessene räumliche Rahmenbedingungen. Hier habe ich in den vergangenen Jahren viel gekämpft, aber leider nicht immer gewonnen. Umso mehr danke ich Herrn Groß und dem Team der Schulhausmeister und Haustechniker dafür, dass ihr euch mit eurem Gebäude identifiziert und alles möglich macht, was möglich ist. Ich danke euch für eure offenen Augen und die uneingeschränkt tatkräftige Unterstützung in einer Schule, in der immer etwas los ist.

Trotz Sanierungsstau im Gebäude ist es uns gelungen, die Arbeit mit digitalen Endgeräten rechtzeitig vor Corona ab Jahrgang 8 verbindlich einzuführen. Damit waren wir für das Distanzlernen ab Jahrgang 8 gut aufgestellt.

Die Einführung eines digitalen Endgerätes wurde durch den Schulelternrat differenziert und kompetent unterstützt. Sie ist nur ein Beispiel für die Bereitschaft der Eltern, ehrenamtlich und aktiv an Schulentwicklung mitzuarbeiten. Ob in der Steuergruppe, dem Schulvorstand, dem Förderverein oder auch auf dem „Fest der Toleranz“ beim Ausschank. Ich sage Danke für den kritisch-konstruktiven Austausch und das große Vertrauen der Eltern in uns.

Die Visitenkarte der Schule ist immer auch die Verwaltung. Ich bin froh, dass wir wieder Kontinuität in den Sekretariaten haben und danke euch für die Unterstützung in den vergangenen Jahren.

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Über mein Berufsleben haben wir in der letzten Stunde viel gehört. Man könnte in Anlehnung an „So bunt kann gelb sein.“ zusammenfassend sagen: „So bunt kann ein Lehrerleben sein.“ Ich möchte für mein Berufsleben hinzufügen: So vielseitig und bereichernd ist der Lehrerberuf. Ich würde ihn immer wieder wählen.

Mein Beruf hat mir in den 38 Jahren eine Vielfalt an Möglichkeiten geboten, deren Herausforderung ich immer wieder gerne angenommen habe. Als Fachlehrerin mit dem Anspruch handlungsorientiert zu arbeiten, als begeisterte Stammgruppenleiterin und SV-Lehrerin, die für ihre Schülerinnen eingetreten ist, aber auch als Schulleiterin, die hinter ihren Kolleginnen und Kollegen steht und mit ihnen gemeinsam gute Schule entwickeln möchte.

Ich durfte sechs Schulen kennen lernen, eine Schule gründen und aufbauen, als SLVN-Vorsitzende bildungspolitisch wirksam zu sein, konnte als Sprecherin des Q-IGS die Interessen der Integrierten Gesamtschulen vertreten und schließlich eine der ältesten Integrierten Gesamtschulen mit in Niedersachsen einzigartiger besonderer Ordnung leiten.

Die damit verbundenen Aufgaben konnte ich nie alleine lösen. Immer fühlte ich mich durch ein Team gut unterstützt. Daher freue ich mich, dass viele meiner Wegbegleiterinnen und -begleiter heute hier sein können und ich Gelegenheit habe, „Danke!“ zu sagen.

Für die intensive Zeit der Planung und des Aufbaus der IGS Rodenberg möchte ich meinem alten Schulleitungsteam und den Schulverwaltungskräften danken. Danken aber auch meinem damaligen Stellvertreter in der Haupt- und Realschule, der uns immer unterstützt hat, obwohl er bis heute nichts von IGS Pädagogik hält. Ich freue mich sehr, dass meine Nachfolgerin in Rodenberg und mein ehemaliger Stellvertreter heute hier sein können.

Heimvorteil haben heute die Schulleitungsmitglieder der IGS Roderbruch. Durch den Generationenwechsel habe ich an der IGS Roderbruch in acht Jahren mit drei Stellvertretern, zwei Primar-, zwei Sek I- und drei Sek II-Leitungen zusammengearbeitet. So manche Stunde haben wir in der KSL-Sitzung zusammengesessen und so manche Kontroverse so lange ausgetragen, bis wir eine tragbare Lösung für alle gefunden und nach außen vertreten konnten. Diversität im Team ist immer eine Chance. Sie bildet die Diversität des Kollegiums ab, fördert die Produktivität und ermöglicht tragfähige nachhaltige Lösungen.

Heimvorteil hat heute vor allem Frank Weinberg. Du, lieber Frank, hast heute alles im Griff – das Hygienekonzept, das Programm und schließlich auch mich. Du hast es geschafft, mich komplett von Planung und Organisation auszuschließen. Eine echte Herausforderung für mich, die letztlich doch immer alles gerne selbst unter Kontrolle hat. Sorgen musste ich mir nicht machen, da ich weiß, dass du die Organisation perfekt im Griff hast. Gerade deshalb bist du so flexibel, dass auch didaktische Wünsche mit dir gut umgesetzt werden können. Ich danke dir für dein offenes Ohr, deinen klaren Verstand, deine Geduld, deine Loyalität und heute das Geschenk einer Verabschiedung!

Auch mit dem SLVN (Schulleitungsverband Niedersachsen) verbindet mich eine intensive Zeit und eine Fülle bereichernder Erfahrungen und Einblicke. Obwohl der Vorsitz des Verbandes eine massive Beschränkung meiner Freizeit bedeutete und es in dieser Zeit so gut wie keine freien Termine in der Woche gab, haben mir meine Aufgaben viel Freude bereitet. Die Beteiligung an bildungspolitischer Entscheidungsfindung war spannend und ermöglichte mir das eine oder andere Mal, meine Meinung deutlich zu äußern und diese inhaltlich einzubringen. Es hat mich daher gefreut, dass ich vor zwei Jahren gebeten wurde, in einer Arbeitsgruppe des MK „Berufsbild Schulleitung“ – einem zentralen Thema des Schulleitungsverbandes – mitzuarbeiten.

Als ich das Amt der SLVN-Vorsitzenden abgegeben hatte, um mehr Zeit zu haben, stellte sich unerwartet und nicht gesucht ein neues ein. Für fast drei Jahre war ich Sprecherin der Q-IGS Steuergruppe und habe die Interessen der 32 Integrierten Gesamtschulen in Hannover und Region vertreten. Einbezogen waren wir auch in die Erarbeitung des neuen Erlasses zur Arbeit in der Integrierten Gesamtschule. Dieser wird nun – in einigen Punkten abgeändert – hoffentlich zum 01.08.2021 wirksam.

Mit dem Wechsel der Schulen und dem Generationenwechsel haben mich auch unterschiedliche Dezernenten und schulfachliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begleitet und mit ihrer Expertise unterstützt. Unter anderem Thorsten Frenzel-Früh, den ich zunächst als schulischen Nachbarn aus der KGS Barsinghausen bei einer Veranstaltung in der IGS Rodenberg kennen lernte, ohne zu wissen, dass sich unsere

Wege in Zukunft immer wieder kreuzen würden. Im SLVN Vorstand und Vorgänger als SLVN Vorsitzender, als Dezernent der NLSchB zuständig für die IGS Roderbruch und später als Referatsleiter für Gesamtschulen im MK. Um die Expertise des Referats zu erweitern, wurde der damalige Sek II Leiter der IGS Roderbruch abgeworben. Mit Lutz Gecks waren die Interessen der Integrierten Gesamtschulen im Ministerium bestens vertreten; u.a. wurde der neue Erlass zur „Arbeit in der Integrierten Gesamtschule“ erarbeitet und das Referat konnte bewirken, dass das Q-IGS als Pilotversuch durch das MK anerkannt wurde. Für eure Arbeit für die Weiterentwicklung Integrierter Gesamtschulen möchte ich euch an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich danken!

Auch wenn ein Rückblick wichtig ist, um die Zukunft gut zu gestalten, richtet sich mein Blick nun nach vorne.

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“
(Albert Einstein)

Das trifft auf mich zu, ebenso aber auch auf die IGS Roderbruch. Für die Zukunft steht Matthias Aschern.

Lieber Matthias, ich freue mich sehr, dass du mein Nachfolger als Schulleiter an der IGS Roderbruch sein wirst. Wir kennen uns, weil wir parallel eine der neuen IGSen aufgebaut haben, ich dann immer um deine Mitarbeit im Vorstand des SLVN geworben habe und dir im vergangenen Jahr schließlich als Abteilungsleiter Evaluation am NLQ wiederbegegnet bin. Dein Herz schlägt für das Konzept der Integrierten Gesamtschule, ein längst mögliches Offenhalten des Bildungsweges und guten Unterricht. Damit bist du an der IGS Roderbruch genau richtig!

Damit dich das Glück in den kommenden Jahren begleitet, möchte ich heute das Hufeisen, das mir mein Vorgänger Bernd Steinkamp genau an diesem Platz überreicht hat, an dich weitergeben. Mit einem Tartanband versehen, lässt es sich so aufhängen, dass das Glück ganz sicher bei dir landet. Alles Gute!

 

Am 31. Juli heißt es nach acht Jahren:

„IGS Roderbruch ist cool!“, aber für mich ist jetzt Zeit, neue Wege zu gehen.

 

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